In stürmischen Zeiten braucht es mehr als nur gute Löhne, um qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie entwickelt sich zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Das Transformationsnetzwerk (TraFoNetz) Nordschwarzwald lud gemeinsam mit Kooperationspartnern zur Fachtagung ins TurmQuartier der Sparkasse Pforzheim Calw.
Eine ausgewogene Balance zwischen Beruf und familiären Verpflichtungen ist am Arbeitsmarkt längst von zentraler Bedeutung. Hochqualifizierte Arbeitskräfte legen auf eine exzellente Unternehmenskultur größten Wert: Neben persönlicher Entwicklung suchen sie nach Flexibilität und unbürokratischer Unterstützung bei Notfällen.
Jochen Protzer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald GmbH (WFG), machte deutlich: „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wichtiger Schlüssel zur Fachkräftesicherung und damit zur Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.“
TraFoNetz-Projektmanagerin Kerstin Weipert moderierte die Fachtagung und begrüßte gemeinsam mit Annette Hanfstein (Geschäftsführung Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim) rund 50 Gäste. Vertreten waren unter anderem das Bildungswerk BBQ, die IHK Nordschwarzwald, die Handelskammer Karlsruhe, der Enzkreis, die Stadt Pforzheim sowie die Kontaktstelle „Frau und Beruf“ Nordschwarzwald und die AgenturQ.
Theater-Darsteller Jörg Bruckschen und Lydia Fuchs sensibilisierten mit Spielszenen für die Bedeutung gelebter Firmenkultur beim beruflichen Wiedereinstieg.
Keynote-Speaker Michael Kiesswetter beleuchtete das aktuelle Rollenverständnis: „Familienaufgaben werden von den Paaren geteilt – und von beiden Eltern wird gleichzeitig die Verwirklichung im Beruf angestrebt.“ Er zeigte auf, dass bis 2030 neben Kinderbetreuung auch die Pflege von Angehörigen alle Familien betreffen wird.
Besonders eindrucksvoll: 45 Prozent der Arbeitnehmer würden wegen unflexibler Urlaubsplanung den Arbeitgeber wechseln – mehr als bei Benachteiligungen am Arbeitsplatz (42 Prozent). Kiesswetter nannte fünf elementare Faktoren: Unternehmenskultur, flexible Arbeitszeiten und -orte, flexible Urlaubsplanung, Entwicklungsangebote sowie Unterstützungsangebote.
Professor Dr. Werner Hagstotz (Marktforschungs-Institut Hagstotz ITM) präsentierte seine Potenzialstudie „Stille Reserve“. Im Nordschwarzwald gibt es demnach 22.300 Menschen, die grundsätzlich arbeitsbereit sind, aber keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. 57 Prozent davon sind Frauen zwischen 25 und 59 Jahren, 48 Prozent befinden sich in der Familienphase. Das größte Potenzial sieht Hagstotz bei Frauen nach der Familienphase.
Den Abschluss bildeten Best-Practice-Beispiele: Veronika Burckardt von „FamilyNet“ und Heidi Mundinac vom Dentallabor Silvan Kiefer berichteten über ihre Praxiserfahrungen mit familienfreundlicher Unternehmenskultur.
Quelle: Robin Daniel Frommer