Weniger Stellenmeldungen aber noch viele freie Ausbildungsstellen
Die Zahl der Arbeitslosen ist in den letzten vier Wochen um 473 auf 16.815 gestiegen. Vor einem Jahr waren 1.751 weniger Menschen arbeitslos. Die Arbeitslosenquote – bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen – ist von Juni auf Juli um 0,1 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent gestiegen. Im Juli 2024 lag sie noch bei 4,3 Prozent.
Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juli ist nichts Ungewöhnliches. Arbeitslosmeldungen nach Entlassungen oder auslaufenden befristeten Verträgen zum Quartalsende sind typisch für die Jahreszeit. Zudem melden sich vor den Sommerferien viele Schulabgängerinnen und Schulabgänger bis zum Beginn ihrer Ausbildung oder ihrem Studium vorübergehend arbeitslos. Dazu kommen vereinzelt auch Arbeitslosmeldungen von Jugendlichen, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen haben und nicht übernommen wurden. „Neben all diesen jährlich wiederkehrenden Faktoren sehe ich auch die Anzeichen für eine weiter bestehende konjunkturelle Schwächephase,“ so die Chefin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, Martina Lehmann. Der Rückgang bei den neu gemeldeten Stellen, die hohe Inanspruchnahme von Kurzarbeit sowie der leichte Rückgang bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung bestätigen ihre Einschätzung.
Die Arbeitskräftenachfrage ging vor der anstehenden Ferien- und Urlaubszeit zurück. Betriebe und Verwaltungen meldeten in den letzten vier Wochen 701 zu besetzende Stellen. Das waren 48 oder 6,4 Prozent weniger als im Juni und 125 oder 15,1 Prozent weniger als vor einem Jahr. Gesucht werden hauptsächlich gut ausgebildete Fachkräfte. Allerdings erschweren fehlende oder veraltete Qualifikationen der arbeitslosen Menschen oft eine schnelle Vermittlung. „Wir stehen vor der Herausforderung, auf der einen Seite einen konjunkturell bedingten Rückgang gemeldeter Stellen bewältigen zu müssen und gleichzeitig proaktiv dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Ein zentraler Hebel ist dabei die Qualifizierung. Wer heute in Weiterbildung investiert, sichert sich langfristig Chancen, sowohl als Unternehmen als auch als arbeitsuchender Mensch. Mit unseren individuellen Beratungs- und Förderangeboten unterstützen wir Arbeit- und Ausbildungsstellensuchende, Beschäftigte und Arbeitgeber gleichermaßen“, betont Lehmann.
Am regionalen Ausbildungsmarkt gibt es aktuell fast doppelt so viele unbesetzte Ausbildungsstellen (1.349) wie Bewerberinnen und Bewerber, die über die Arbeitsagentur noch nach einem Ausbildungsplatz suchen (709). Angebot und Nachfrage passen hier nicht immer zusammen.
Arbeitslose
Für die Jahreszeit üblich hat die Arbeitslosigkeit bei den Jugendlichen im Alter bis 25 Jahre deutlich zugenommen, da der direkte Übergang von der Ausbildung in Beschäftigung nicht immer gelungen ist. Mitte Juli waren 1.527 junge Menschen arbeitslos gemeldet, 150 oder 10,9 Prozent mehr als im Juni. Am anderen Ende der Alterspyramide, bei den Älteren (55 Jahre und älter), ist die Arbeitslosigkeit in den letzten vier Wochen nur leicht um elf oder 0,2 Prozent auf 4.431 gestiegen.
Zahl der Kurzarbeiter und kurzarbeitenden Betriebe
Nach einer ersten Hochrechnung zur realisierten Kurzarbeit für den Monat März 2025 haben im Bezirk der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim 8.543 Beschäftigte in 253 Betrieben kurzgearbeitet. Zum Vergleich: Im März 2024 waren es 5.696 Beschäftigte in 170 Betrieben. Die Kurzarbeiterquote, also der Anteil der Kurzarbeitenden an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, lag im Nordschwarzwald im März 2025 bei 3,8 Prozent und im März 2024 bei 2,5 Prozent.
Entwicklung nach Rechtskreisen
Im Bereich der Agentur für Arbeit (Rechtskreis SGB III) ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 375 oder 4,9 Prozent auf 7.995 gestiegen. Gegenüber dem Vorjahr gab es einen Anstieg um 973 oder 13,9 Prozent. Bei den Jobcentern (Rechtskreis SGB II) ist die Arbeitslosigkeit von Juni auf Juli um 98 oder 1,1 Prozent und gegenüber dem Vorjahr um 778 oder 9,7 Prozent auf 8.820 gestiegen.
Regionale Arbeitslosenquoten nach Geschäftsstellenbezirken
Unter den sieben Geschäftsstellen der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim hat Nagold mit 3,8 Prozent den besten Wert. Es folgen Calw mit 4,0 Prozent, Mühlacker mit 4,1 Prozent, Freudenstadt mit 4,4 Prozent, Horb mit 4,5 Prozent, Pforzheim mit 5,5 Prozent sowie Bad Wildbad mit 5,9 Prozent.
Entwicklung in den Landkreisen und der Stadt Pforzheim
Die unterschiedlichen Strukturen innerhalb des Agenturbezirkes haben auch im Juli zu einer großen Bandbreite der Arbeitslosenquoten geführt. Sie liegt zwischen 3,8 Prozent im Enzkreis und 7,6 Prozent im Stadtkreis Pforzheim.
Landkreis Calw
Die Arbeitslosenquote ist von Juni auf Juli um 0,1 Prozentpunkte auf 4,3 Prozent gestiegen. Vor einem Jahr lag sie bei 3,9 Prozent. Insgesamt waren 4.026 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 1.967 (48,9 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 2.059 (51,1 Prozent) in der Grundsicherung. Im Juli wurden 145 Stellenangebote gemeldet. Das waren drei oder 2,0 Prozent weniger als im Vormonat und 92 oder 38,8 Prozent weniger als im Juli 2024. Aktuell sind 804 offene Stellenangebote im Bestand, 252 oder 23,9 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Enzkreis
Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf 3,8 Prozent gestiegen. Vor einem Jahr lag sie noch bei 3,3 Prozent. Insgesamt waren 4.278 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 2.410 (56,5 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 1.868 (43,5 Prozent) in der Grundsicherung. Im Juli wurden 162 Stellenangebote gemeldet. Das waren 26 oder 19,1 Prozent mehr als im Vormonat und 14 oder 8,0 Prozent weniger als im Juli 2024. Aktuell sind 702 offene Stellenangebote im Bestand, 466 oder 39,9 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Landkreis Freudenstadt
Die Arbeitslosenquote ist von Juni auf Juli um 0,1 Prozentpunkte auf 4,4 Prozent gestiegen. Vor einem Jahr lag sie bei 3,8 Prozent. Insgesamt waren 3.193 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 1.437 (45,0 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 1.756 (55,0 Prozent) in der Grundsicherung. Im Juli wurden 138 Stellenangebote gemeldet. Das waren 72 oder 34,3 Prozent weniger als im Vormonat und 70 oder 33,7 Prozent weniger als im Juli 2024. Aktuell sind 983 offene Stellenangebote im Bestand, 102 oder 9,4 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Stadt Pforzheim
Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozentpunkte auf 7,6 Prozent gestiegen. Vor einem Jahr lag sie noch bei 7,0 Prozent. Insgesamt waren 5.318 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 2.181 (41,1 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 3.137 (58,9 Prozent) in der Grundsicherung. Im Juli wurden 256 Stellenangebote gemeldet. Das war eines mehr als im Vormonat (Plus 0,4 Prozent) und 51 oder 24,9 Prozent mehr als vor einem Jahr. Derzeit sind 845 offene Stellenangebote im Bestand, 186 oder 18,0 Prozent weniger als im Juli 2024.
Stellenmarkt
Mitte Juli waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim 3.334 offene Stellen gemeldet, 125 oder 3,6 Prozent weniger als im Juni und 1.006 oder 23,2 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist leicht zurückgegangen. Im Januar 2025 – neuere Daten liegen nicht vor – waren im Agenturbezirk Nagold-Pforzheim 222.989 Männer und Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 1.539 oder 0,7 Prozent weniger als im Januar 2024.
Ausbildungsmarkt
Am Ausbildungsmarkt im Nordschwarzwald sind derzeit noch 709 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Ihnen stehen 1.349 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber.
„Meine Berufsberaterinnen und -berater unterstützen interessierte Jugendliche auch in den Sommerferien gerne bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz,“ so Lehmann. Jugendliche, die noch eine Berufsausbildungsstelle suchen, können sich unter der kostenfreien Rufnummer 0800 4 5555 00 an die Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim wenden.