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Rettungsanker in der Zeitenwende: TraFoNetz kämpft für die Zukunft der regionalen Wirtschaft

Rettungsanker in der Zeitenwende: TraFoNetz kämpft für die Zukunft der regionalen Wirtschaft

Warum ein Hochschulprofessor, Top-Manager und die Politik auf das Netzwerk im Nordschwarzwald setzen und wie es Unternehmen vor dem Schlimmsten bewahrt

Mit Ablauf des Jahres 2025 endet die Förderperiode des im November 2022 gegründeten Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald (TraFoNetz). Für den Pforzheimer Hochschulprofessor Bernhard Kölmel, der auch Vorsitzender des TraFoNetz-Transformationsbeirats ist, steht angesichts des rasanten Wandels der Wirtschaft außer Frage, dass die Arbeit von TraFoNetz über 2025 hinaus fortgesetzt werden muss.

Kölmel sagte als Impulsredner beim TraFoNetz-Sommerempfang in der Standbar SP6 der Sparkasse Pforzheim Calw: „Die Zeiten sind deutlich disruptiver als erwartet.“ Er bedauere, dass gerade in der Politik oft nicht wahrgenommen werden wolle, vor welchen Herausforderungen insbesondere die Automobilwirtschaft und die angegliederte Zulieferindustrie stehe. Kölmel ist sicher: Wer im Automobilsektor den Wandel hin zur E-Mobilität nicht schaffe, bleibe auf der Strecke.

Die Prognose eines chinesischen Managers, dass Autos so billig würden, dass man diese nach fünf Jahren einfach wegwerfe, müsse wachrütteln. „Geschwindigkeit ersetzt Zuverlässigkeit“, so Kölmel. Es gehe schon heute oft mehr um die digitale Funktionalität eines Autos, als um die hohe Qualität des Gesamtprodukts. Hier rät er vor allem deutsche Unternehmen, neue Wege zu beschreiten und agiler zu werden.

„Disruption“, so Kölmel, „ist keine Bedrohung, sondern eine Chance, sich für die Zukunft auszurichten“. Immer vorausgesetzt, man beginne „mit einer ehrlichen Selbsteinschätzung“ und nutze auch das verfügbare Wissen – das in der Region auch über TraFoNetz bereitgestellt werde.

Von der Sinnhaftigkeit des TraFoNetz ist auch Michael Fiedler überzeugt. Der Geschäftsführer des Neubulacher Unternehmens FiMAB hat durch die Zusammenarbeit mit TraFoNetz nicht nur wichtige Impulse und Inspirationen für sein Unternehmen bekommen. „Wir haben durch die über TraFoNetz erfolgte Vernetzung mit anderen Unternehmen auch einen Auftrag für den Bau von Elektrolyseuren erhalten“, berichtete Fiedler beim TraFoNetz-Sommerempfang in der Pforzheimer Strandbar SP6. Ohne das Transformationsnetzwerk, da ist sich Fiedler sicher, wäre sein Unternehmen beim Thema Wasserstoff nicht auf dem heutigen Stand.

Eva Christmann, Geschäftsführerin der Firma Hapema, sieht das TraFoNetz ebenfalls äußerst positiv. Das stark in der Automobilindustrie verwurzelte Engelsbrander Unternehmen habe durch TraFoNetz „neue Möglichkeiten und Chancen aufgezeigt bekommen“, wie man auch auf anderen Feldern erfolgreich agieren und Kunden gewinnen könne. Ihr Kollege Michael Popp ergänzt: „Wir haben durch TraFoNetz auch eine neue Vertriebsstrategie entwickelt.“ Schon länger habe man sich dem Thema Transformation annehmen wollen. Erst durch TraFoNetz sei man aber richtig aktiv geworden und habe die Weichen konsequent auf Zukunft gestellt.

Auch Philip Paschen, Gesellschafter und stellvertretender Vorsitzender der Witzenmann-Geschäftsführung (Pforzheim), hält das seit mehr als zwei Jahre vielfältig aktive TraFoNetz für ein wichtiges Instrument zur Unterstützung der regionalen Wirtschaft. TraFoNetz könne vielen Firmen im Nordschwarzwald bei der oft zwingend erforderlichen Transformation helfen.

„Änderst Du Dich nicht, wirst Du verändert“, ist Paschen in der „gefährlich stark von der Automobilindustrie abhängigen“ Wirtschaftsregion Nordschwarzwald überzeugt. Man unterstütze daher das Engagement von TraFoNetz.

Auch Luisa Gayer von der Firma Felss in Königsbach-Stein und Linda Werab von der Nagolder Spedition Eitel sehen den großen Nutzen des TraFoNetz. Die Angebote hätten teils zu wichtigen Entscheidungen strategischer Natur geführt und unter anderem aufgezeigt, wie wichtig es ist, in Personal und besonders den Nachwuchs zu investieren.

Mit dem Ziel, insbesondere Automobilzulieferern in der Region Nordschwarzwald bei den erforderlichen Transformationsprozessen zur Seite zu stehen, wurde das TraFoNetz laut WFG-Geschäftsführer Jochen Protzer im November 2022 „als eins von 27 Transformationsnetzwerken bundesweit“ gegründet. Seit Mai 2023 habe man rund 900 Unternehmen kontaktiert, fast 300 zu Gesprächen besucht. Mit vielen habe man im Zuge der Zusammenarbeit einen engen Kontakt aufgebaut.

Dass das TraFoNetz-Engagement in den vergangenen zweieinhalb Jahren sehr vielfältig aktiv gewesen ist, machte Projektmanager Matthias Friedrich deutlich. Es sei gelungen, sich als Kompetenzzentrum für Transformation zu etablieren und man wolle nun – auch über das Ende des Förderzeitraums Ende 2025 hinaus – „als Katalysator für die Zukunftsfähigkeit der Region Nordschwarzwald“ dienen.

Mit Workshops und Netzwerkveranstaltungen, Bürgerdialogen oder Planspielen mit Schülern habe man abseits der Firmenbesuche mehr als 5000 Teilnehmende in rund 130 Veranstaltungen erreicht. „Die Transformation geht weiter“, so Friedrich. Er freue sich daher, dass die Politik plane, die mit Bundesmitteln geschaffenen Transformationsnetzwerke zu verstetigen.

Eine Fortsetzung des TraFoNetz würden auch Annette Hanfstein von der Agentur für Arbeit, Dr. Stefan Baron von der Agentur Q wie auch der IG Metall-Bevollmächtigte Tom Wolters begrüßen. In einer vom Verleger Hans-Ulrich Wetzel geführten Podiumsrunde verdeutlichten sie gemeinsam mit Jochen Protzer und Bernhard Kölmel, wie wichtig die seit 2022 geleistete Arbeit ist.

„Wir konnten hier Dinge tun, die wir im Rahmen unseres gesetzlichen Auftrags sonst nicht machen können“, so Hanfstein. Stefan Baron sieht das ähnlich. „Wir haben die Kräfte gebündelt“, so Baron, der allerdings bedauerte, dass man längst noch nicht alle Unternehmen erreicht habe. Tom Wolters hält es angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Entwicklung für wichtig, dass „der Mangel an Veränderungsbereitschaft“ abgebaut wird und in den Unternehmen auch verstärkt „der Blick von außen“ akzeptiert werde. „Die Region hat das Potenzial, sich neu zu erfinden“, ist nicht zuletzt Kölmel überzeugt.

Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von der Loßburger Band Feldsonne & Friends, die viele Klassiker aus der Welt des Rock und Pop präsentierte.

Quelle: Medienmitteilung TraFoNetz Nordschwarzwald