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Von Blech zu Bits und Bytes: Wie Stöhr Mobility die Transformation meistert

Von Blech zu Bits und Bytes: Wie Stöhr Mobility die Transformation meistert

Unternehmen aus dem Enzkreis wandelt sich von der Metallverarbeitung zum Spezialisten für Ladeinfrastruktur und smarte Fahrradlösungen

Geschäftiges Treiben in der Enzkreis-Gemeinde Königsbach-Stein. In der Werkshalle der Stöhr GmbH sprühen Funken, während ein paar Meter weiter das „Herzstück“ einer Ladesäule für Elektrofahrzeuge in ein robustes Metallgehäuse integriert wird. Dazwischen Gespräche über Platinen, Softwarelösungen und die nächste Entwicklungsstufe. Wer hier durch die Gänge geht, begreift schnell: Diese Firma lebt den Wandel – von klassischer Metallbearbeitung hin zur Elektromobilität. Und sie tut das mit bemerkenswerter Konsequenz.

Als Michael Erbar im Jahr 2004 das Familienunternehmen übernahm, war die Stöhr GmbH ein klassischer Mittelständler mit Fokus auf Blechverarbeitung – solide, aber konfrontiert mit einem schleichenden Margenverfall. Der internationale Wettbewerb, vor allem aus osteuropäischen Ländern, machte es zunehmend schwer, die gewohnte Qualität zum wettbewerbsfähigen Preis zu liefern. „Wir wussten, dass wir so nicht weitermachen können“, erinnert sich Erbar.

Der Ausweg? Eine mutige Neuausrichtung auf ein Produkt mit Zukunft: Ladesäulen für Elektrofahrzeuge. Was zunächst wie ein ferner Gedanke klang, wurde bald zur konkreten Mission. Gemeinsam mit Cathrin Gegner, Mitglied der Geschäftsleitung und Prokuristin, stellte Erbar sich den zentralen Fragen: „Was können wir? Was wollen wir? Und wie bleiben wir in Deutschland wettbewerbsfähig?“ Die Antworten führten in eine neue Richtung – technisch, strategisch und kulturell.

Der Transformationsprozess begann nicht mit einem Paukenschlag, sondern mit einem langen Atem. Bereits 2011 experimentierte man mit Platinen für einfache Ladefreigaben, damals noch per SMS. Doch vieles funktionierte nicht wie geplant. Fachwissen fehlte, Fördermittel waren schwer zugänglich, die Vision schien gelegentlich übermächtig. „Wir hatten keine Entwicklungsabteilung wie ein Konzern“, sagt Gegner, „wir hatten nur unsere Idee – und jede Menge Ausdauer.“

Die Rettung kam in Form eines „Professors“ – ein Spezialist mit Expertise in Elektromobilität, den das Unternehmen gewinnen konnte. Gemeinsam entwickelte man ein technologisch anspruchsvolles Produkt bis zur Serienreife, eichrechtskonform, langlebig und robust. Heute gilt die Stöhr GmbH mit ihrer Marke Stöhr Mobility als Spezialist für hochwertige Ladeinfrastruktur. Ihre Ladesäulen stehen unter anderem in kommunalen Einrichtungen, bei Energieversorgern und mittelständischen Firmen bis hin zu Großunternehmen mit bis zu 180 Ladepunkten pro Standort.

Die größte Veränderung fand jedoch im Inneren der Firma statt, bei den Menschen. Aus konventionellen Produktionsmitarbeitenden wurden Elektronikmonteure. Neue Fachkräfte, etwa Elektroingenieur:innen und Softwareentwickler:innen, ergänzten das Team. Und aus anfänglicher Skepsis wurde Begeisterung. „Es hat lange gedauert, bis man ein fertiges, funktionierendes Produkt in der Hand hielt“, so Erbar. „Aber als es dann geklickt und geblinkt hat, war klar: Das ist unsere Zukunft.“

Der Wandel verlangte Mut, aber auch eine Unternehmenskultur, die Fehler erlaubt und Lernen fördert. Weiterbildungen wurden zum Alltag. An- und ungelernte Mitarbeitende qualifizierte man gezielt zu Elektrofachkräften. Die Produktion wurde nicht ausgelagert – sondern blieb am Standort Baden-Württemberg im Enzkreis. „Wir wollten nicht irgendwo billig produzieren lassen. Uns war wichtig, hier zu bleiben. Hier kennen wir unsere Leute, hier haben wir Kontrolle über die Qualität“, sagt Gegner.

Doch wie behauptet man sich gegen Großkonzerne mit Millionenbudgets? „Indem man besser ist“, antwortet Erbar. Und zwar nicht nur beim Produkt, sondern auch im Service. Die Stöhr GmbH bietet nicht nur Ladesäulen an, sondern auch Planung, Wartung und Betrieb aus einer Hand. „Das Gesamtpaket überzeugt viele Kunden – vor allem, wenn es zuverlässig läuft.“ Inzwischen arbeitet das Unternehmen an der Entwicklung neuer Produktgenerationen und beteiligt sich an Förderprojekten mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen.

Trotzdem ist nicht alles einfach: Der Fachkräftemangel trifft den Mittelstand besonders hart, und der Zugang zu Fördermitteln ist oft bürokratisch und langwierig. „Wir haben nicht die Kapazität, eine eigene Abteilung nur für Antragstellungen abzustellen“, sagt Gegner. Der Ruf nach vereinfachten Verfahren, speziell für kleine Unternehmen, wird laut.

Zum Portfolio der Stöhr GmbH gehören außerdem hochwertige Fahrradgaragen in verschiedenen Ausführungen. Sie verfügen über robuste Schließsysteme, wie Schwenkhebel-Sicherheitsschlösser mit Schließzylinder, und können optional mit Reihenschließanlagen, Münzschlössern oder elektronischen Zugangssystemen ausgestattet werden. Referenzprojekte zeigen, dass Stöhr-Fahrradgaragen bereits an Bahnhöfen und in Stadtgebieten zum Einsatz kommen, beispielsweise in Mühlacker, Karlsruhe und Esslingen, um Pendlern und Radfahrern eine sichere Abstellmöglichkeit zu bieten.
Fazit von Michael Erbar nach dem ersten großen Transformations-Schritt: „Größe allein ist kein Erfolgsgarant. Innovationskraft, Hartnäckigkeit und das Quäntchen Glück sind mindestens genauso wichtig“.
Mit der Serie „ZukunftsMacher aus dem Schwarzwald“ präsentiert das Transformationsnetzwerk (TraFoNetz) Nordschwarzwald in loser Folge inspirierende Best-Practice-Reportagen über Unternehmen der Region, die den aktuellen wirtschaftlichen Wandel nicht nur annehmen, sondern aktiv gestalten und so neue Maßstäbe für die Zukunft setzen.