Wenn der Job wegbricht, hilft nur noch Qualifizieren

|Arbeitswelt und Beruf
Martina Lehmann, Chefin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim

Da haben Menschen jahrzehntelang gute Arbeit in ihrem Job bei einem Zulieferer für den Verbrennermotor geleistet. Und jetzt killt die Transformation in der Automobilindustrie ihren Arbeitsplatz. Der mobile Elektro-Hype erfordert andere Komponenten und neue Kenntnisse. Umschulen und Qualifizieren sind angesagt. Angst davor, die Schulbank zu drücken, muss nicht sein, sagte Martina Lehmann, Chefin der Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim. Es gebe spezielle Unterstützungsprogramme und Finanzierungsmodelle.

Alleine schon durch die Digitalisierung ist beispielsweise im Enzkreis jeder zweite Arbeitsplatz unter Veränderungsdruck, machte Martina Lehmann beim Zukunftskongress der IG Metall Pforzheim in Remchingen deutlich. Und mit der Transformation im Automotive-Bereich bekomme der ohnehin schon schnell drehende Wandel weitere Dynamik.

Die Antwort auf diese Herausforderungen heiße Qualifizierung. So sieht es auch die größte Gemeinschaftsinitiative der Region Nordschwarzwald. Unter dem Dach des Projekts „Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald“, kurz TraFoNetz, agieren neben der Arbeitsagentur die Hochschule Pforzheim mit Professor Dr. Bernhard Kölmel und die AgenturQ (ein Gemeinschaftseinrichtung von IG Metall und Südwestmetall) sowie die IHK Nordschwarzwald und die Handwerkskammern Karlsruhe und Reutlingen, außerdem die Senioren der Wirtschaft. Geleitet wird das Projekt von der Wirtschafsförderung Nordschwarzwald. Hinzu kommt ein hochkarätig besetzter, 28-köpfiger Transformationsbeirat mit Kölmel als Vorsitzendem.

Beim Zwang, den Wandel mitzugehen oder die Existenzgrundlagen zu verlieren, gibt es der Agenturchefin zufolge „einen limitierenden Faktor“. Das seien „die Menschen, die jahrzehntelang nicht mehr die Schulbank gedrückt haben und bei dem Begriff Weiterbildung eine große Unsicherheit und Angst verspürten, ob sie das überhaupt schaffen“.

Damit sie es schaffen, hat die Arbeitsagentur eine Berufsberatung für Erwachsene als spezifisches Angebot etabliert. Die Beraterinnen und Berater kommen zu Betriebsversammlungen, informieren bei Hybridveranstaltungen oder geben bei individuellen Treffen außerhalb des Betriebes Tipps zu den Möglichkeiten der Qualifizierung.

Laut IG-Metall-Chefin Liane Papaioannou ist bereits einiges im Fluss. Sie sprach von Weiterbildungsmentoren, die ihre Kolleginnen und Kollegen dabei unterstützen, „den herausfordernden Weg der Qualifizierung zu gehen“.

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