Innovationsatlas 2023 gibt Überblick über Innovationskraft der Regionen – Nordschwarzwald auf Platz 14 im bundesweiten Vergleich

|Unternehmen und Region
Innovationsatlas 2023 - Die Innovationskraft der deutschen Regionen von Maike Haag, Hanno Kempermann, Enno Kohlisch, Oliver Koppel

Viel Geld für Forschung, hochqualifizierte Arbeitskräfte, zahlreiche Unternehmensgründungen und Patente: Die innovativsten Regionen Deutschlands liegen vor allem im Süden und im Westen, wie eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt.

Im sogenannten Innovationsatlas 2023 liegt der Nordschwarzwald als eine von insgesamt bundesweit 85 Regionen im Gesamtergebnis auf Platz 14 im Bestandsranking der Innovationskraft. Bei der Dynamik liegt die Region auf Rang 32.

Im Jahr 2017 hat das Institut der deutschen Wirtschaft mit dem Innovationsatlas erstmals die Innovationskraft der Regionen in Deutschland im Quervergleich gemessen. Die aktuelle Analyse von 2023 erhebt erneut die regionale Innovationskraft und geht noch einen Schritt weiter, indem sie in vielen Bereichen die Veränderungsdynamik der einzelnen Wirtschaftsräume betrachtet.

Bei sämtlichen Indikatoren der Innovationskraft – von der Forschungsintensität über naturwissenschaftlich-technische Beschäftigungsstrukturen bis hin zu Patenterfolgen – herrscht in Deutschland ein starkes Süd-Nord-, West-Ost- sowie Stadt-Land-Gefälle. Auf der Ebene von regionalen Wirtschaftsräumen dominieren hochinnovative Regionen in Baden-Württemberg und Bayern. Zwei Drittel aller Regionen verfehlen allerdings das Ziel, 2 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung in angewandte Forschung und Entwicklung (FuE) zu investieren. Wie sieht es in der Region Nordschwarzwald aus? Im Jahr 2019 lag der Nordschwarzwald bei den Ausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung bei 1,9 % der jeweiligen Bruttowertschöpfung, mit 293 Patenanmeldungen und mit 21 innovationsaffinen Branchen je 10.000 aktiven Unternehmen deutlich über dem Durchschnitt.

Um die regionale Dimension des Innovationsgeschehens sinnvoll zu erfassen, darf die Betrachtungsebene nicht zu kleinteilig gewählt werden, da ansonsten räumliche Ausstrahlungseffekte ökonomischer Aktivität, sogenannte Spillover, nicht berücksichtigt würden. Auf Basis der 85 Wirtschaftsräume (nach Kempermann, 2015, Verzeichnis der Wirtschaftsräume) werden Indikatoren zur Messung der Innovationskraft präsentiert, die ein Bild der kompletten Wirkungskette von Innovation zeichnen. Dabei wird geklärt, in welchen Regionen Deutschlands

- die Wirtschaft besonders stark in Forschung und Entwicklung (FuE) investiert und wo die unternehmerischen Ressourcen für Innovationen eher brachliegen

- die meisten innovationsrelevanten akademischen Arbeitskräfte beschäftigt werden und wo potenzielle Erfinder vergleichsweise rar sind

- eine aktive Szene technologieorientierter Gründungen existiert und wo dieses Potenzial noch zu oft ungenutzt bleibt

- die Unternehmen ihre Geschäftsmodelle bereits gut auf die Anforderungen der Industrie 4.0 vorbereitet haben

- Unternehmen erfolgreich die Ergebnisse von FuE in Form von Patenten bündeln und wo dies eher selten geschieht

Aus den Ergebnissen lassen sich Handlungsempfehlungen sowohl für die Wirtschaftsregion Nordschwarzwald wie auch für andere Regionen in Deutschland zu folgenden Punkten ableiten:

Hochqualifizierte MINT-Arbeitskräfte: In den zurückliegenden Jahren konnte ein Beschäftigungsaufbau realisiert werden – maßgeblich durch Zuwanderung und einen längeren Verbleib der Beschäftigten im Erwerbsleben. Angesichts der rückläufigen Studierendenzahlen in den MINT-Studienfächern sollten die Hochschulen noch aktiver als bisher um ausländische Studierende werben. Hierzu dürfen die Studienkapazitäten auf keinen Fall abgebaut werden, sondern müssen zumindest konstant gehalten werden.

Technologieorientierte Unternehmensgründungen: Das Niveau an Unternehmensgründungen in Deutschland ist im langfristigen Trend rückläufig. Innovationsrelevante technologieorientierte Gründungen entstehen häufig aus den Hochschulen und sind in der Regel durch Patente gestärkt.

Industrie-4.0-Bereitschaft und Fähigkeit: Erst jedes zehnte Unternehmen in Deutschland hat seine Geschäftsmodelle und seine Webpräsenz mit Elementen der Industrie 4.0 erweitert. Eine wesentliche Voraussetzung für Industrie-4.0-Anwendungen ist die Verfügbarkeit einer adäquaten Breitbandinternet-Infrastruktur insbesondere für gewerbliche Nutzungen

Patentanmeldungen: Durch die Ratifizierung des Beschlusses zum Europäischen Patent mit einheitlicher Wirkung hat der Bundestag einen wichtigen Schritt vollzogen, um die Patentierungsaktivität hierzulande zu stärken. Entscheidend für die Innovationsförderung ist, dass die Qualität der erteilten Patente auf dem bisherigen hohen Niveau gehalten werden kann.

„In Ergänzung zu den Fakten des Innovationsindex Baden-Württemberg zeigt der Innovationsatlas 2023 deutlich die vielfältige Innovationsdynamik auf, die sich in der Wirtschaftsregion Nordschwarzwald und in ganz Baden-Württemberg entfaltet“, so Jochen Protzer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG). „Dies ist uns Inspiration und großer Ansporn, Innovationsfreude zu fördern und die Zukunft des Nordschwarzwalds als Wirtschaftsstandort aktiv mitzugestalten“.

„Mit dem im Dezember 2022 an den Start gegangenen Leuchtturmprojekt „Innovationszentrum Wissenschaft & Wirtschaft Nordschwarzwald (IZWW) unter der Projektträgerschaft der WFG bleiben wir hier genau am Puls der Zeit“, ergänzt Frank Schmidt, Projektleiter des IZWW bei der WFG. Im Rahmen des Projektes soll ein Innovationszentrum mit Wirkung in die gesamte Region entwickelt und etabliert werden. Ziel ist es, durch gesteigerten Wissens- und Technologietransfer Impulse zur Steigerung der Innovationsfähigkeit regionaler Akteure und damit auch zur bislang unterdurchschnittlichen Innovationstätigkeit im Nordschwarzwald zu liefern. Das IZWW soll dabei Kompetenzen für die Initiierung, Konzipierung, Finanzierung und Durchführung von Innovationsvorhaben entwickeln und Synergie-Effekte zwischen Branchen und Fachdisziplinen nutzbar machen.

Quelle und Link zum Innovationsatlas:
* Haag, Maike / Kempermann, Hanno / Kohlisch, Enno / Koppel, Oliver, 2023, Innovationsatlas 2023. Die Innovationskraft der deutschen Regionen, IW-Analyse, Nr. 153, Köln

* https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/maike-haag-hanno-kempermann-enno-kohlisch-oliver-koppel-raum-stuttgart-die-innovativste-region-deutschlands.html

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