Editorial des Geschäftsführers Jochen Protzer Oktober 2020

|Unternehmen und Region
Jochen Protzer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald

Sehr geehrte Damen und Herren,

die 2018 durchgeführte Studie „Regionale Innovationssysteme in Baden-Württemberg – Bestandsaufnahme und Schlussfolgerungen“, hat mich hinsichtlich der Beschreibung unserer Region aufgeschreckt. Zusammen mit dem Innovationsindex 2018, in dem der Nordschwarzwald leider den letzten Platz im Land belegte, ist klar: es besteht Handlungsbedarf. Die Corona-Auswirkungen macht die Situation übrigens nicht einfacher.

Studie und Index haben übereinstimmend gezeigt, dass die Innovationskraft in der Region Nordschwarzwald insgesamt höchstens durchschnittlich sind und dass es deutliches Verbesserungspotential gibt, vor allem in den Bereichen Forschung und Entwicklung im Unternehmen, Innovationsintensität und Prozessinnovationen. Ohne eigene außeruniversitäre Forschungsinstitute ist die Notwendigkeit zu systematischer Vernetzung und Kooperation mit Hochschul-Einrichtungen innerhalb und mit Wissenschaftseinrichtungen außerhalb der Region besonders hoch. Uns Intermediären wurde deutlich ins Stammbuch geschrieben, dass sich erfolgreiche Regionen insbesondere dadurch auszeichnen, dass sie sich stärker, transparenter und zielorientierter als andere vernetzen, um so einen Nutzen für das gesamte Innovationssystem und die Wirtschaft der Region entstehen zu lassen. Trotz einiger positiver Ansätzen und vor allem einer Vielzahl von hoch innovativen Unternehmen im Nordschwarzwald haben wir in Bezug auf unser regionales Innovationssystem „Luft nach oben“.

Das war der Hauptgrund, uns um das Förderprojekt regionales Innovationsmanagement zu bewerben und in der Wirtschaftsförderung eigens eine Koordinierungsstelle einzurichten, die wesentlich dazu beiträgt, das Potential weiter auszuschöpfen, Akteure zu vernetzen und das Innovationssystem zu professionalisieren. In der Job-Beschreibung unseres Projektleiters Herbert Wackenhut finden sich diese anspruchsvollen Projektziele wieder. Dazu gehören unter anderem:

  • Innovation und Technologietransfer in der Region zu forcieren
  • die Zusammenarbeit zwischen der regionalen Wirtschaft und der Wissenschaft zu intensivieren
  • das regionale Innovationsökosystem innerhalb des „Knowledge Triangle“ (Forschung und Entwicklung, Bildung und Wirtschaft) zu stärken
  • durch eine verbesserte Koordination der Aktivitäten im Bereich Innovationsmanagement die Wettbewerbsfähigkeit der kleinen und mittleren Unternehmen in der Region Nordschwarzwald zu erhöhen

Nach etwa der Hälfte der Projektlaufzeit haben wir einiges erreicht: eine Koordinierungsstelle etabliert, inhaltliche Bestandsaufnahmen gemacht, einen sektorübergreifenden Arbeitskreis „Innovation“ zur Förderung von Cross-Industry Innovation gebildet, erste Besuche von relevanten wissenschaftlichen Instituten und Veranstaltungen über Fördermöglichkeiten durchgeführt und Termine bei Unternehmen organisiert, soweit diese coronabedingt möglich waren. Mit dem Kommunikationsformat „Mondays for Innovation“ berichten, initiieren und stimulieren wir jeden Montagmorgen aus den unterschiedlichen Blickwinkeln über und zum Thema Innovation.

Die Erkenntnisse der letzten Monate belegen für mich eines überdeutlich: Innovation ist die zentrale Herausforderung unserer wirtschaftlichen Zukunft. So dankbar ich jedem einzelnen Betrieb für eine innovative Idee und deren Umsetzung bin, so klar ist auch, dass das Innovationssystem der ganzen Region noch besser werden muss. Der Zugang zu wissenschaftlichen Einrichtungen darf nicht von Zufall, Unwissenheit oder Hemmschwellen anhängig sein. Transparenz, Kooperation und Synergien, beispielsweise zwischen Mittelstand und „Start-ups“ zur Verbesserung des Ideen- und Erfahrungsaustausches sind wichtiger denn je. Und das Verständnis von Innovation muss noch stärker auf künftigen Entwicklungen und Zukunftsfelder ausgerichtet werden. Von all dem müssen regionale Unternehmen einen konkreten Nutzen und Mehrwert haben.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Thema Innovation, was sind Ihre Ansätze und Einschätzungen, wo ihre konkreten Bedarfe? Was können andere von Ihren Best Practices lernen? Welche Fehler können andere vermeiden? Vielleicht möchten Sie auch selbst dazu einen Diskussionsbeitrag leisten, eine Empfehlung geben oder einen Vortrag halten. Dann können Sie sich gerne bei uns melden!

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit, denn erfolgreiches Innovationsmanagement braucht weniger Einzelkämpfer, sondern mehr Team-Player. Lassen Sie uns in der Region gemeinsam daran arbeiten, dass wir in Zukunft nicht mehr an letzter Stelle des landesweiten Innovationsindex stehen.

 

Bleiben Sie gesund,

herzlichst

Ihr Jochen Protzer

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