Der Arbeitsmarkt im Oktober 2022 mit Ausbildungsmarkt

|Arbeitswelt und Beruf
Zentrale der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg

Die Zahl der Arbeitslosen im Agenturbezirk Nagold-Pforzheim ist von September auf Oktober zurückgegangen. Mitte Oktober waren 12.883 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, 357 oder 2,7 Prozent weniger als im September. Weniger gut ist der Vergleich zum Vorjahr: Erstmals seit April 2021 liegt die Arbeitslosigkeit wieder über dem Vorjahreswert, wenn auch nur um 56 oder 0,4 Prozent.

Die Arbeitslosenquote – bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen – ging im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent zurück. Vor einem Jahr lag sie ebenfalls bei 3,7 Prozent.
Trotz der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine mit steigenden Energiepreisen, Lieferkettenstörungen oder rückläufigen Exporten zeigt sich der Arbeitsmarkt im Nordschwarzwald nach wie vor in einer stabilen Verfassung. Neben der milden Witterung lässt sich dies insbesondere mit dem hohen Fachkräftebedarf begründen.
„Unsere Betriebe haben immer größere Schwierigkeiten, qualifizierte Arbeitskräfte für ihr Unternehmen zu gewinnen. Trotz aller Unsicherheiten halten sie daher ihre Fachkräfte im Betrieb“, so Martina Lehmann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim.


Die Nachfrage nach Arbeitskräften hat im Oktober wieder zugenommen. Dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim wurden in den vergangenen vier Wochen 1.095 zu besetzende Stellen gemeldet, 269 oder 32,6 Prozent mehr als im September und 13 oder 1,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Besonders stark ist die Nachfrage nach qualifiziertem Personal, über 75 Prozent der gemeldeten Stellen sind für Bewerberinnen und Bewerber mit mindestens einer abgeschlossenen Berufsausbildung.
„Qualifizierung lautet das Zauberwort für den Arbeitsmarkt der Zukunft. Wir nutzen daher sehr aktiv die guten Möglichkeiten des Qualifizierungschancengesetzes, um arbeitslose Menschen, Wiedereinsteigerinnen und auch die Beschäftigten in den Unternehmen durch Beratung und Förderung zu Qualifizierungsangeboten fit für den Arbeitsmarkt der Zukunft zu machen“, so Lehmann.

Arbeitslose
Die Dynamik am Arbeitsplatz hat im Oktober etwas nachgelassen. Im Laufe des Monats meldeten sich 3.191 Männer und Frauen neu oder erneut arbeitslos, 24 oder 0,7 Prozent weniger als im September. Im gleichen Zeitraum konnten 3.524 Männer und Frauen ihre Arbeitslosigkeit beenden, 97 oder 2,7 Prozent weniger als im Vormonat.

Zahl der Kurzarbeiter und kurzarbeitenden Betriebe
Nach einer ersten Hochrechnung zur realisierten Kurzarbeit für den Monat Juni haben im Bezirk der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim 1.507 Beschäftigte in 251 Betrieben kurzgearbeitet.

Entwicklung nach Rechtskreisen
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (Arbeitslosengeld I) waren im Oktober 5.468 Männer und Frauen arbeitslos, 324 oder 5,6 Prozent weniger als im Vormonat und 1.007 oder 15,6 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Im Bereich der steuerfinanzierten Grundsicherung (Arbeitslosengeld II – Hartz IV) gab es 7.415 Arbeitslose, 33 oder 0,4 Prozent weniger als im September aber 1.063 oder 16,7 Prozent mehr als im Oktober 2021.

Regionale Arbeitslosenquoten nach Geschäftsstellenbezirken
Unter den sieben Geschäftsstellen der Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim hat Mühlacker mit 2,6 Prozent den besten Wert. Es folgen Nagold und Freudenstadt mit jeweils 3,1 Prozent, Calw mit 3,2 Prozent, Horb mit 3,3 Prozent, Pforzheim mit 4,4 Prozent und Bad Wildbad mit 5,1 Prozent.

Entwicklung in den Landkreisen und der Stadt Pforzheim
Die unterschiedlichen Strukturen innerhalb des Agenturbezirkes haben auch im Oktober zu einer großen Bandbreite der Arbeitslosenquoten geführt. Sie liegt zwischen 2,8 Prozent im Enzkreis und 6,2 Prozent im Stadtkreis Pforzheim.

Landkreis Calw
Die Arbeitslosenquote ging im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent zurück. Vor einem Jahr lag sie bei 3,4 Prozent. Insgesamt waren 3.253 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet, davon 1.511 (46,4 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 1.742 (53,6 Prozent) in der Grundsicherung. Im Oktober wurden 257 Stellenangebote gemeldet. Das waren 55 oder 27,2 Prozent mehr als im Vormonat und eine Stelle oder 0,6 Prozent weniger als im Oktober 2021. Derzeit sind 1.478 offene Stellenangebote im Bestand, 34 oder 2,4 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Enzkreis
Die Arbeitslosenquote ist von September auf Oktober um 0,1 Prozentpunkte auf 2,8 Prozent zurückgegangen. Vor einem Jahr lag sie ebenfalls bei 2,8 Prozent. Insgesamt waren 3.113 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 1.570 (50,4 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 1.543 (49,6 Prozent) in der Grundsicherung. Im Oktober wurden 267 Stellenangebote gemeldet. Das waren 74 oder 38,3 Prozent mehr als im Vormonat aber 16 oder 5,7 Prozent weniger als im Oktober 2021. Aktuell sind 1.521 offene Stellenangebote im Bestand, 112 oder 7,9 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Landkreis Freudenstadt
Die Arbeitslosenquote ging im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozentpunkte auf 3,1 Prozent zurück. Vor einem Jahr lag sie bei 3,0 Prozent. Insgesamt waren 2.195 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 961 (43,8 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 1.234 (56,2 Prozent) in der Grundsicherung. Im Oktober wurden 305 Stellenangebote gemeldet. Das waren 52 oder 20,6 Prozent mehr als im Vormonat und 42 oder 16,0 Prozent mehr als im Oktober 2021. Aktuell sind 1.481 offene Stellenangebote im Bestand, 79 oder 5,1 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Stadt Pforzheim
Die Arbeitslosenquote blieb im Vergleich zum Vormonat unverändert bei 6,2 Prozent. Vor einem Jahr lag sie noch bei 6,4 Prozent. Insgesamt waren 4.322 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 1.426 (33,0 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 2.896 (67,0 Prozent) in der Grundsicherung. Im Oktober wurden 266 Stellenangebote gemeldet. Das waren 88 oder 49,4 Prozent mehr als im Vormonat aber zwölf oder 4,3 Prozent weniger als im Oktober 2021. Derzeit sind 1.287 offene Stellenangebote im Bestand, 51 oder 4,1 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Stellenmarkt
Im Agenturbezirk Nagold-Pforzheim waren Mitte Oktober insgesamt 5.767 offene Arbeitsstellen gemeldet, 118 oder 2,1 Prozent mehr als vor einem Jahr.

 

Der Ausbildungsmarkt 2021/2022

Am Ausbildungsmarkt im Nordschwarzwald sind die Folgen der Corona-Pandemie immer noch spürbar. Die Chefin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, Martina Lehmann, kann dennoch eine positive Bilanz für den Ausbildungsbeginn 2022 ziehen.

Von Oktober 2021 bis September 2022 wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim insgesamt 4.643 Ausbildungsstellen gemeldet, 518 oder 12,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Eine Lehrstelle mit Unterstützung der Berufsberatung der Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim suchten 2.746 Bewerberinnen und Bewerber, das waren 60 oder 2,2 Prozent mehr als 2020/2021.

„Nach zwei coronabedingt extrem schwierigen Jahren hat sich der Ausbildungsmarkt im Nordschwarzwald immer mehr stabilisiert. Zur Sicherung ihrer Fachkräfte von morgen setzen unsere Unternehmen auch bei unsicheren Rahmenbedingungen immer mehr auf die eigene Ausbildung. Besonders freut es mich aber, dass die großen Anstrengungen meiner Berufsberaterinnen und Berufsberater erfolgreich waren und wir, entgegen dem landesweiten Trend, wieder mehr Jugendliche für eine duale Ausbildung gewinnen konnten“, so die Agenturchefin.

Corona macht Jugendliche unsicher

Beim Vergleich mit den Zahlen von 2019/2020, die noch nicht von Corona beeinflusst waren, wird aber auch bei den Bewerberinnen und Bewerbern ein rückläufiger Trend erkennbar. Damals waren 3.598 Jugendliche gemeldet, 852 oder 23,7 Prozent mehr als im aktuellen Berichtsjahr. Das liegt zum einen daran, dass immer weniger Schülerinnen und Schüler die Schulen verlassen als noch vor einigen Jahren. Aber auch Corona wirkt noch nach. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Unsicherheiten haben bei den Jugendlichen dazu geführt, dass sie sich erstmal für einen weiteren Schulbesuch entschieden haben. Viele haben auch ein Schuljahr wiederholen müssen.
Der Ausbildungsmarkt bietet also beste Chancen für junge Menschen, die eine Ausbildung beginnen wollen. Für die Jugendlichen eine gute Nachricht, die Herausforderungen für die Betriebe werden dadurch jedoch zunehmend größer.

Deutlich mehr unbesetzte Ausbildungsstellen

Auch im abgelaufenen Berichtsjahr gab es deutlich mehr unbesetzte Ausbildungsstellen (773) als unversorgte Bewerberinnen und Bewerber (57). Trotzdem ist es nicht allen Bewerberinnen und Bewerbern gelungen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und reichen von fehlender Mobilität, über das Nichterfüllen der Anforderungen der Betriebe bis hin zu fehlender Flexibilität bei den Berufswünschen.
Um noch mehr Ausbildungssuchende und Betriebe zusammenzubringen, ist auf beiden Seiten noch mehr Kompromissbereitschaft gefragt. „Die jungen Leute sollten sich unbedingt auch für Ausbildungsberufe jenseits ihres Traumberufes öffnen und Betriebe auf der anderen Seite sollten auch Jugendlichen eine Chance geben, die nicht ihren Idealvorstellungen entsprechen. In diesem Fall können wir gemeinsam mit dem Betrieb und dem Jugendlichen ein Unterstützungsangebot entwickeln, mit dem sichergestellt ist, dass noch vorhandene Defizite abgebaut werden können“, so Lehmann.

Ausbildungsstellen
Die Top Ten der gemeldeten Ausbildungsstellen führen die Kaufleute im Einzelhandel (287) an, gefolgt von den Verkäuferinnen/Verkäufern (222), den Industriekaufleuten (197) und den Hotelfachleuten (157).
In einigen Berufen ist die Chance auf eine Ausbildungsstelle deutlich höher als in anderen. So fehlten Bewerber vor allem für Hotel- und Gaststättenberufe sowie für viele Handwerksberufe, beispielsweise im Lebensmittelhandwerk und im Lebensmittelverkauf sowie in Bau- und baunahen Berufen.
Am 30. September 2022 waren insgesamt noch 773 Ausbildungsstellen gemeldet. Gegenüber dem Vorjahr waren das 48 oder 5,8 Prozent weniger. Die meisten freien Ausbildungsstellen gab es bei den Köchen (53), Hotelfachleuten (44), Restaurantfachleuten (39) und den Kaufleuten im Einzelhandel (38).

Bewerberinnen/ Bewerber
Hauptberufswünsche der Jugendlichen waren Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement (176), Industriekaumann/Industriekauffrau (154), Verkäufer/in (136), Kraftfahrzeugmechatroniker/in - PKW-Technik (132) und Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel (116).
1.376 oder 50,1 Prozent aller Bewerberinnen und Bewerber haben eine Berufsausbildung begonnen. 593 oder 21,6 Prozent haben sich für einen Schulbesuch, ein Praktikum oder ein Studium entschieden und 36 oder 1,3 Prozent für eine geförderte Qualifizierung wie eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme oder eine Einstiegsqualifizierung. Weitere 205 (7,5 Prozent) haben eine Arbeit aufgenommen, 61 oder 2,2 Prozent engagieren sich in gemeinnützigen, sozialen Diensten. 291 oder 10,6 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber haben keine Angaben zu ihrem Verbleib gemacht.

Weitere Informationen:

Quelle: Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim

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